Heimatpflegeverein Anras lädt Kindergarten auf Entdeckungsreise ein
Bedingt durch die zunehmende Intensivierung und Spezialisierung in der heimischen Landwirtschaft während der letzten 50 Jahre kam es zu einem massiven Verlust an Vielfalt und Artenreichtum, der sowohl heimische Haustierrassen als auch Getreidesorten und Feldfrüchte betrifft. Gerade die Gemeinde Anras als ehemaliges Zentrum des Getreideanbaus in Osttirol – nicht umsonst in historischen Quellen als „Kornkammer Osttirols“ bezeichnet – weist diesbezüglich eine reichhaltige Kulturgeschichte auf, wie dutzende noch existierende Kornkästen im Gemeindegebiet bezeugen.
Die ehemals kleinräumig strukturierte Kulturlandschaft mit einem Mosaik aus Äckern, Wiesen, Steinmauern, Holzzäunen und über 200 Harpfen ist mittlerweile einer flurbereinigten Grassteppe gewichen. Eine einzige Harpfe steht noch auf der Anraser Sonnseite.
Betrüblich war auch die Erkenntnis des Heimatpflegevereins, dass quer durch sämtliche Generationen das Wissen um die historischen Getreidesorten und Haustierrassen schon fast erloschen ist. So wissen auch die wenigsten, dass zum Beispiel die Gänsehaltung im Pustertal schon für das 13. Jahrhundert bezeugt ist und jahrhundertelang praktiziert wurde.
Die Kinder des Kindergarten Anras mit den Kindergartenpädagoginnen Maria-Luise Scherer und Maria Zlöbl wurden nun auf Initiative des Heimatpflegevereins Anras am 30.06.2015 für einen Vormittag auf eine Entdeckungsreise zum Kennenlernen ehemals heimischer Tierrassen und Getreidesorten auf den Feschtlahof nach Unterried, Anras, eingeladen.
Jung- und Alttiere von den vom Aussterben bedrohten österreichischen Landgänsen, Österreichischen Haubenenten, verschiedenen Hühnerrassen, Wachteln und Tauben konnten zur Freude der Kinder nicht nur angesehen, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes “begriffen“ und gefüttert werden.
Im Rahmen einer Rätselrunde wurde versucht den Kindern Getreidearten wie Roggen, Gerste, Weizen, Dinkel, Emmer, Buchweizen sowie Feldfrüchte wie Mohn, Bohnen oder Lein sowohl in den errichteten Schaugärten näherzubringen als auch ihre alten mundartlichen Bezeichnungen in Erinnerung zu rufen.
Der Heimatpflegeverein Anras versucht diesbezüglich ehemals lokale Getreidesorten auf kleinen Versuchsflächen zu erhalten und zu vermehren. Als Belohnung für die erkannten Getreidesorten gab es für die Kinder eine Jause, Eis und natürlich „Goggelan“ von den verschiedenen Geflügelarten zum Mitnehmen.
Den Abschluss bildete ein gemeinsames „Gänsetreiben“ zum Bach in Unterried.
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Für den Heimatpflegeverein Anras: Text, Fotos und Gestaltung Diana und Robert Perfler